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Ist Fluorid-Zahnpasta schädlich für Sie und Ihre Kinder?

"Fluoridfreie Zahnpasta für gesunde Zähne" oder "Naturkosmetik ohne Fluoride" – solche und ähnliche Werbeversprechen begegnen uns häufig. Die Frage "Zahnpasta mit oder ohne Fluorid?" beschäftigt dabei immer mehr Menschen. Gleichzeitig empfehlen Zahnärzte und Kinderärzte weiterhin Zahnpasta mit Fluorid. Kein Wunder, dass besonders Eltern verunsichert sind.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Fluorid sind dabei eindeutig: Es ist nicht nur sicher, sondern ein wichtiger Bestandteil der täglichen Zahnpflege. Der starke Rückgang von Karies in den letzten Jahrzehnten ist vor allem der regelmäßigen Verwendung von Fluorid zu verdanken. Dennoch hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Fluorid schädlich für die Gesundheit sei.

In diesem Artikel klären wir, was Fluorid eigentlich ist und wie es unsere Zähne schützt. Sie erfahren, warum die Sorge vor Fluorid unbegründet ist und worauf Sie – besonders bei Kindern – achten sollten.

Lesedauer: 6 Minuten

Zuletzt aktualisiert: 20.01.2025

 

Inhaltsverzeichnis

 

Quick Facts

  • Fluorid ist eine natürliche Mineralverbindung (ein Salz der Fluorwasserstoffsäure), die unser Körper vor allem in Zähnen und Knochen speichert.
  • In sehr hohen Dosen kann Fluorid giftig sein – ein Erwachsener müsste dafür aber etwa drei Tuben Zahnpasta auf einmal verschlucken
  • Fluorid ist wichtig für die Zahngesundheit, stärkt unseren Zahnschmelz und reduziert das Kariesrisiko um bis zu 40 %.
  • Die in Zahnpasta (0,15 %) oder Kinderzahnpasta (0,05 %) enthaltene Fluoridmenge ist bei normaler Anwendung auch für Kleinkinder absolut unbedenklich.

 

Was ist Fluorid und wo kommt es vor?

Fluorid ist eine natürliche Mineralverbindung, genauer gesagt ein Salz der Fluorwasserstoffsäure. In der Natur ist Fluorid weit verbreitet und kommt in Böden, Wasser, Pflanzen und sogar in der Luft vor. In unserem Körper finden wir es hauptsächlich in Knochen und Zähnen.

Täglich nehmen wir Fluorid über verschiedene Quellen auf, ohne es zu merken. Neben der Fluorid-Zahnpasta sind das vor allem:

  • Mineralwasser (besonders fluoridreich sind Heilwässer)
  • Schwarzer und grüner Tee
  • Fluoridiertes Speisesalz
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Vollkornprodukte
  • Verschiedene Gemüsesorten wie Spinat

Diese natürliche Fluoridaufnahme über die Nahrung ist absolut unbedenklich. Wie genau Fluorid unsere Zähne schützt und welche Mengen optimal sind, erklären wir im nächsten Abschnitt.

 

Wie schützt Fluorid unsere Zähne?

Die positive Wirkung von Fluorid auf unsere Zahngesundheit ist wissenschaftlich gut belegt. Studien zeigen, dass Fluorid das Kariesrisiko deutlich reduzieren kann. Aber wie genau schützt Fluorid unsere Zähne?

Stärkung des Zahnschmelzes

Beim Essen bauen Bakterien in unserem Mund Zucker zu Säuren ab, die dem Zahnschmelz wertvolle Mineralien entziehen können. Hier kommt Fluorid ins Spiel: Es verhindert nicht nur das Herauslösen wichtiger Mineralien wie Kalzium (Demineralisierung), sondern gibt dem Zahn auch aktiv Mineralien aus unserem Speichel zurück (Remineralisierung). Durch die Einlagerung in die Zahnstruktur wird der Zahn gehärtet und damit widerstandsfähiger gegen Säuren und Karies.

Hemmung von Bakterien

Besonders interessant ist: Fluorid stört auch direkt die schädlichen Bakterien in unserem Mund. Es dringt in die Bakterien ein und behindert deren Stoffwechsel. Dadurch produzieren sie weniger zahnschädigende Säuren.

Langfristiger Schutz
Das Beste: Bei regelmäßiger Anwendung baut sich ein dauerhafter Schutz auf. Die Fluoride aus der Zahnpasta verbleiben auch nach dem Putzen noch auf der Zahnoberfläche und können ihre schützende Wirkung entfalten. Damit ist die regelmäßige Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta eine wirksame Maßnahme zur Kariesprophylaxe.

 

Tipp: Genauso wichtig wie die tägliche Zahnpflege mit fluoridhaltiger Zahnpasta ist die regelmäßige Prophylaxe bei Ihrem Zahnarzt. Informieren Sie sich gerne auf unserer Patienteninformationsseite zur professionellen Zahnreinigung.

 

Ist Fluorid gesundheitsschädlich und welche Nebenwirkungen kann es haben?

Nachdem wir die schützende Wirkung von Fluorid auf unsere Zähne kennengelernt haben, möchten wir nun die eingangs gestellte Frage klären, ob Fluorid dennoch schädlich sein kann. Wie bei vielen Substanzen ist auch bei Fluorid die Dosis entscheidend. Tatsächlich kann Fluorid in sehr hohen Mengen gesundheitsschädlich oder sogar tödlich sein. Dies ist vor allem bei Kindern relevant, da bei ihnen die Gefahr des Verschluckens von Zahnpasta besteht.

Ab wann wird Fluorid gefährlich?

  • Für einen Erwachsenen (70 kg) liegt die toxische Dosis bei etwa 350 mg Fluorid.
  • Die tödliche Dosis für einen Erwachsenen liegt bei circa 10 Gramm Fluorid, das entspräche etwa 60 Zahnpastatuben.
  • Bei einem Kind (15 kg) wären etwa 75 mg Fluorid toxisch, etwa so viel wie in einer kompletten Tube Kinderzahnpasta enthalten ist.
  • Die tödliche Dosis für ein Kind (15 kg) liegt bei etwa 2,25 Gramm Fluorid, das entspräche etwa 15 Tuben Kinderzahnpasta.

Mögliche Auswirkungen bei langfristig übermäßiger Aufnahme

Bei einer sehr hohen, langfristigen Fluoridaufnahme während der Zahnentwicklung können ebenfalls unerwünschte Effekte auftreten. Die bekannteste Nebenwirkung ist die Zahnfluorose, die sich in Form von weißlichen Verfärbungen der Zähne zeigt. In extremen Fällen, die in Deutschland praktisch nicht vorkommen, kann eine übermäßige Fluoridaufnahme auch zu Veränderungen der Knochenstruktur (Skelettfluorose) führen. Einige Studien untersuchen zudem mögliche Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung bei Kindern, hier ist die Forschung aber noch nicht abgeschlossen.

 

Ist Fluorid-Zahnpasta schädlich für die Gesundheit?

Nein, richtig angewendet ist Fluorid-Zahnpasta nicht gesundheitsschädlich. Die verwendeten Mengen sind streng reguliert und wissenschaftlich erprobt. Erwachsenenzahnpasta enthält maximal 0,15 % Fluorid, Kinderzahnpasta sogar nur maximal 0,05 %. Da beim Zähneputzen der Großteil wieder ausgespuckt wird, liegt man selbst bei versehentlichem Verschlucken weit unter den kritischen Werten.

Die positiven Effekte der kontrollierten Fluoridanwendung sind dabei wissenschaftlich eindeutig belegt: Fluorid stärkt nachweislich den Zahnschmelz, fördert die Remineralisierung und hemmt kariesverursachende Bakterien. Studien zeigen, dass das Kariesrisiko durch die regelmäßige Anwendung um bis zu 40 % reduziert werden kann.

 

Die richtige Fluorid-Dosierung: Besonders wichtig bei Kindern

Fluorid ist in normal üblichen Mengen völlig ungefährlich. Als Erwachsener müssen Sie sich deshalb auch keine Sorgen machen. Bei Kleinkindern und Babys sieht das schon etwas anders aus, denn für Sie ist Fluorid bereits ab einer viel geringeren Menge schädlich.

Die richtige Dosierung spielt hier eine entscheidende Rolle, da kleine Kinder den Schluckreflex noch nicht richtig kontrollieren können und daher beim Zähneputzen automatisch einen Teil der Zahnpasta verschlucken. Für eine sichere Anwendung sollten Eltern die Zahnpasta stets selbst in der korrekten Menge auftragen und das Zähneputzen beaufsichtigen. Dabei ist es wichtig, die Kinder zum Ausspucken anzuleiten.

Folgend haben wir die empfohlenen Dosierungen für jeden Altersbereich aufgelistet:

Erste Zähnchen bis 12 Monate

Von Beginn an sollten die ersten Zähnchen mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt werden. Verwenden Sie bis zu zweimal täglich eine reiskorngroße Menge (etwa 0,125 g) Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid. Dies ist weniger als viele Eltern denken – ein kleiner "Punkt" Zahnpasta reicht völlig aus.

Kleinkinder von 1-2 Jahren

In diesem Alter bleibt es bei der reiskorngroßen Menge (0,125 g), aber nun regelmäßig zweimal täglich. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Zahnpasta ausspuckt. Die Zahnpasta sollte 1.000 ppm Fluorid enthalten.

Kindergartenkinder (2-6 Jahre)

Mit zunehmendem Alter wird die Menge leicht erhöht. Kinder in diesem Alter sollten zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge (etwa 0,25 g) Zahnpasta putzen. Die Zahnpasta sollte ebenfalls einen Fluoridgehalt von 1.000 ppm haben. Wichtig ist, dass die Eltern weiterhin die Zahnpasta auftragen und das Putzen beaufsichtigen.

Schulkinder (ab 6 Jahren)

Ab dem Schulalter kann auf Erwachsenen- oder Juniorzahnpasta umgestellt werden. Die Kinder putzen nun zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge (0,25 g). Die Zahnpasta darf jetzt einen höheren Fluoridgehalt von bis zu 1.500 ppm haben. Das Putzen erfolgt zunehmend eigenständig, sollte aber noch gelegentlich von den Eltern kontrolliert werden.

 

Welche Alternativen zu Fluorid-Zahnpasta gibt es?

Grundsätzlich empfehlen wir aufgrund der wissenschaftlich erwiesenen Wirksamkeit Zahnpasta mit Fluorid. Wer dennoch Bedenken hat und nach Alternativen sucht, findet heute verschiedene fluoridfreie Zahnpasten, Pulver, Gele, Tabletten oder Mundspülungen. Diese basieren auf folgenden Wirkstoffen:

  • Hydroxylapatit: Ein natürlicher Bestandteil unseres Zahnschmelzes (Kalziumphosphatmineral), der nachweislich zur Remineralisierung beiträgt und den Zahnschmelz stärkt.
  • Xylitol: Ein natürlicher Zuckerersatzstoff, der das Wachstum von Kariesbakterien hemmt und die Speichelproduktion fördert.
  • Neem: Eine Pflanze mit antimikrobiellen Eigenschaften, die traditionell in der Mundpflege verwendet wird.
  • Aktivkohle: Kann Verfärbungen entfernen und bindet Bakterien.
  • Kalzium und Arginin: Stärken den Zahnschmelz und unterstützen die Remineralisierung.
  • Kokosöl: Hat eine antibakterielle Wirkung.

Besonders interessant ist Hydroxylapatit, das in Studien ähnlich gute Ergebnisse wie Fluorid bei der Kariesprophylaxe zeigt. Der große Vorteil: Es ist ungiftig und kann problemlos geschluckt werden – was besonders bei kleinen Kindern relevant ist, die beim Zähneputzen häufig Zahnpasta verschlucken. Dennoch gilt: Die Wirksamkeit dieser Alternativen ist nicht so umfassend erforscht wie die von Fluorid. Wer auf fluoridfreie Alternativen setzen möchte, sollte dies unbedingt mit dem Zahnarzt besprechen und besonders auf eine gründliche Mundhygiene achten.

 

Fazit: Fluorid in Zahnpasta - unbedenklich und wichtig für die Zahngesundheit

Die Diskussion um Fluorid in der Zahnpasta wird häufig emotional geführt. Doch die wissenschaftlichen Fakten sprechen eine klare Sprache: Fluorid in Zahnpasta ist sicher und ein wesentlicher Baustein für die Zahngesundheit der ganzen Familie. Der deutliche Rückgang von Karies ist maßgeblich auf die regelmäßige Verwendung von Fluorid zurückzuführen.

Wichtig ist allerdings die richtige Dosierung, besonders bei Kindern. Mit den altersspezifischen Empfehlungen – von der reiskorngroßen Menge für die Kleinsten bis zur normalen Dosierung für Erwachsene – ist die Anwendung absolut sicher. Negative Auswirkungen treten nur bei extremer Überdosierung auf, die bei normaler Anwendung praktisch ausgeschlossen ist.

Wer dennoch Bedenken hat, findet heute Alternativen zu fluoridhaltiger Zahnpasta wie Hydroxylapatit. Diese können wirksam sein, erreichen aber meist nicht die nachgewiesene Schutzwirkung von Fluorid. Unser Rat daher: Vertrauen Sie auf fluoridhaltige Zahnpasta und beachten Sie die Dosierungsempfehlungen. Möchten Sie auf eine Alternative zurückgreifen, sollten Sie dies vorher mit Ihrem Zahnarzt abklären.

 

 

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